Neues vom Syker Hallenbadareal

Aktuelle Impressionen vom Syker Hallenbadareal, Frühjahr 2023 Fotos: Inga-Brita Thiele

Nach Presseberichten über die kürzlich gestartete Unterschriftenaktion von BUND, NABU und Klima-Aktions-Bündnis zur Rettung des Biotops auf dem Syker Hallenbadareal hat sich nun die Syker Stadtverwaltung erstmals seit über einem Jahr wieder öffentlich dazu geäußert, was sie aktuell auf dem Hallenbadareal plant – in einem Pressetermin mit der Kreiszeitung.

Da in diesem Artikel darüber geklagt wird, dass die Grünen der Planung weiterhin Steine in den Weg legen, obwohl die Stadt doch alle Belange berücksichtigt habe, möchten wir hier einige Aspekte ergänzen und richtigstellen.

In dem Artikel steht u.a., man sei nun sicher, dass die Stadt „sämtliche Umweltbelange beachtet hat“.
Dabei ist die geschrumpfte Fläche, auf der die Stadt nun noch bauen will, nach wie vor ein gesetzlich geschütztes Biotop (mesophiles Grünland). Es darf, wenn überhaupt, nur mit einer begründeten Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde bebaut werden. Von der Unteren Naturschutzbehörde liegt uns dazu keine aktuelle Stellungnahme vor. Nach unserem Kenntnisstand hat sie noch nicht einmal die Artenschutzgutachten von 2021 erhalten.

Diese Gutachten und das, was dahintersteht, werden im Artikel wegen ihrer spaßigen Namen und lästigen Auswirkungen aufgezählt – so z.B. das Lepidopterengutachten, das auf dem Gelände weit über 200 Schmetterlingsarten nachweist. Die meisten davon sind Nachtfalter, von denen viele bereits als gefährdet gelten und eine Art sogar als vom Aussterben bedroht. Auch eine Heuschreckenart, die auf dem Areal noch zahlreich vertreten ist, gilt als gefährdet. Die hier vorkommende Ringelnatter und der Feldhase werden deutschlandweit als gefährdet eingestuft. Gefährdete Vogelarten und Fledermäuse nutzen das Areal als Lebens- und Nahrungsraum. Und die zahlreichen Wildbienenarten, Käfer, Libellen etc. auf dem Gelände wurden bisher noch gar nicht untersucht – weil sie ohnehin nicht als “planungsrelevant” gelten.

Nicht thematisiert wird in dem Artikel, dass das geplante Regenrückhaltebecken südlich des Hallenbads noch den letzten Rest Wiese zerstören würde, und vor allem, dass ein 5 m breiter befestigter Weg rund um das Rückhaltebecken und dann zwischen der KiTa und dem Altbaumbestand hindurchführen soll – als Fuß-/Radweg zur KiTa und als Rettungszufahrt zum Baugebiet. Wer den Bereich kennt, kann sich nicht vorstellen, wie die teils über hundertjährigen Bäume, die zum angrenzenden Landschaftsschutzgebiet gehören, das überleben sollen.

Nicht erwähnt wird in dem Artikel weiterhin, dass gegenüber vom Hallenbadareal, an der Berliner Straße, über 50 Wohnungen dauerhaft leerstehen – weil der ZBI-Immobilienfonds es aus irgendeinem Grund nicht nötig hat, sie zu vermieten. Während die hiesige Politik trotz unserer Hinweise auf diesen Missstand keine Eingriffsmöglichkeiten sieht, gibt es aktuell in Diepholz eine Initiative der SPD, gegen vergleichbare Umstände dort vorzugehen. In Syke plant man lieber, “bezahlbaren” Wohnraum auf einem gesetzlich geschützten Biotop zu errichten, während man den spekulativen Leerstand nebenan einfach toleriert.

Nicht erwähnt wird außerdem, dass der Widerstand gegen das Vorhaben nicht nur von den Grünen kommt, sondern auch von den Naturschutzverbänden, dem Klima-Aktions-Bündnis und vielen weiteren Aktiven, die derzeit fleißig Unterschriften gegen die Zerstörung des unersetzlichen Biotops sammeln.

Angesichts des rasanten Arten- und Insektensterbens finden wir, dass Lippenbekenntnisse zum Artenschutz und das Anlegen von Blühstreifen nicht mehr ausreichen. Es passt nicht in unsere Zeit, ein gewachsenes Biotop zu zerstören, das aus gutem Grund durch den Niedersächsischen Weg ausdrücklich unter Schutz gestellt wurde und dessen Bedeutung für die Artenvielfalt durch Gutachten eindeutig erwiesen ist. Einige dieser Gutachten werden im o.g. Artikel ausdrücklich erwähnt, doch aus irgendeinem Grund schreckt die Stadtverwaltung weiterhin davor zurück, sie für die Allgemeinheit zu veröffentlichen.

Wir unterstützen die o.g. Unterschriftenaktion ausdrücklich. Diejenigen Mitglieder unserer Fraktion und unseres Ortsverbands, die gleichzeitig Mitglied im BUND, NABU und/oder Klima-Aktions-Bündnis sind, sind natürlich auch aktiv an ihr beteiligt. Ein Ziel der Initiative ist jedenfalls jetzt schon erreicht: Die geplante Bebauung des Hallenbadareals, die in den letzten 3 1/2 Jahren weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde, in die öffentliche Diskussion zurückzuholen, damit sich Bürgerinnen und Bürger dazu eine eigene Meinung bilden können.